Am Sonntag, den 21. Oktober 2018 besuchten zwölf Interessierte unter der Leitung von Roger Widmer im Naturpark Thal auf den Spuren des Eisenerzabbaus und ihrer Verhüttung das Dünnerntal zwischen Gänsbrunnen und Balsthal (Kanton Solothurn). Die Blütezeit dieser Bergbautätigkeit war das 19. Jahrhundert.
Die Exkursion startete bei herbstlichen Temperaturen und zunehmendem Sonnenschein im Westen auf dem Oberdörferberg, rund 2 km westlich von Gänsbrunnen. Auf rund 1200 m ü. M. befinden sich Eisenerze (limonitische Krusten) in Kartstaschen im hellen Kalkfels. Diese wurden zu frühmittelalterlicher Zeit oberirdisch und auch untertägig abgebaut und vor Ort verhüttet. Davon zeugen heute noch Schlackenhaufen, ein Pingenfeld und Reste von zwei Rennöfen auf der leicht bewaldeten Bergwiese.
Am zweiten Halt im engen Taleinschnitt des Bantlibachs bei Gänsbrunnen wurde zwischen 1804 und 1845 in einem Hochofen das Bohnerz der näheren Umgebung (Welschenrohr, Corcelles) verhüttet. Von dieser Tätigkeit sind einzig eine sog. Ofensau mit einem Durchmesser von rund 1 Meter (angesammeltes Roheisen, das unterhalb der Abstichöffnung eines Hochofens übrig blieb) und zahlreiche Schlackenreste vorhanden, die heute unbeachtet in einem kleinen Wiesenstück liegen.
Bei der Hinteren Malsen, rund 2 km westlich von Welschenrohr, befindet sich eine Tongrube, in der die geologische Lagerung der siderolithischen Bildungen des Eocäns (ca. 34 – 56 Mio. Jahre alt) von Boluston, Bohnerz und Huppererde auf Jurasedimenten eindrücklich studiert werden kann – hier an dieser Lokalität kommen hämatitische Konkretionen im Boluston vor, die gemeinsam direkt auf weissem Jurakalk des Malms (ca. 145 – 164 Mio. Jahre alt) liegen.
Nach dem Mittagessen nordwestlich und leicht oberhalb von Welschenrohr konnten die Teilnehmenden bei der Lokalität Schmelzi-Neuweg (Gem. Aedermannsdorf) in einem Waldstück rechts der Dünnern anhand der speziellen Geländemorphologie noch sechs ausgeräumte Erztaschen und Reste von vier, nicht mehr begehbaren Stollen entdecken. Sie belegen einen Abbau von Bohnerz und goethitischem Boluston in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Rechts der Strasse und kurz vor Aedermannsdorf bei der Lokalität Eisenhammer befindet sich direkt an der Dünnern eine (leider nicht zugängliche) alte Scheune, in der vermutlich bis 1841 eine Hammerschmiede betrieben wurde und somit namensgebend für diesen Weiler ist.
Bei einem weiteren Stopp nordnordwestlich und oberhalb des Dorfes Laupersdorf sind auf einer Wiese bei Schadenboden Bohnerze und Schlackenreste zu finden. Sie dokumentieren den Eisenerzabbau an dieser Stelle. Von 1844 bis 1876 wurde hier das Erz, das auf einer rund 50° steilen und nach Süden geneigter Kalkschicht des Malms liegt, zumeist unterirdisch abgebaut. Von einem 95 m tiefen Förderschacht und mehreren unterirdischen, bis zu 267 m langen Stollen ist heute nichts mehr zu sehen. Als Überbleibsel dieser Untertage-Tätigkeit ist heute nur noch eine Stützmauer aus Kalksteinen zu sehen.
Die Exkursion endete im Osten in der Klus bei Balsthal. Dort befinden sich noch Gebäude des stillgelegten Hochofenbetriebs (Betrieb von 1811 bis 1877) und vor allem der Giesserei (Schliessung 1983) der Fa. von Roll AG. Da am Sonntag der Zugang zu diesem Industrieareal gesperrt ist, konnten diese industriearchäologischen Relikte leider nicht besucht werden.
Text: André Puschnig/24.10.18
Fotos: © Monika Beck